Monatsnotiz Dezember 2021

Die Monatsnotiz für Dezember ist eine Jahresnotiz geworden. Die regelmäßigen Rückblicke zum Monatsende haben in diesem Jahr noch besser geholfen zurückzublicken und Struktur zu geben, vermutlich auch weil Zeiträume des letzten Jahres verwischen und miteinander verschwimmen.

In dieser Notiz habe ich nun versucht, Bleibendes aus den Monaten festzuhalten. Das Lesen kann sich für Menschen, die nicht ich sind, als mühsam herausstellen. Umso größer der Dank für Feedback, Nachfragen oder das Teilen eigener Erfahrungen zu den angesprochenen Themen.

Januar

Am WZB habe ich mit den WZB Hacks im Januar ein neues Format für Austausch und gemeinsames Lernen losgetreten. 15 Minuten Input, 15 Minuten Q&A zu Fragen rund um Browser, Nextcloud, Ton und Bild in Videokonferenzen, Selbstorganisation und vieles andere rund um digitale Tools und Praxis. Die Teilnahme schwankte sehr, von knapp 50 Teilnehmenden bis zu einstelligen Teilnehmendenzahlen.

Meine Lehre: die vermeintlich einfachen Themen ziehen. Tipps und Tricks für den Browser oder die ersten Schritte in einer unbekannten Cloud-Umgebung passen sehr gut zu dem Format. Diese Reduktion auf den Kern eines Themas fällt nicht leicht und ist gleichzeitig nachgefragt. Zeitweise bildeten sich kleine Lerngruppen im Anschluss an die jeweiligen Termine, in denen ausprobiert und weiter besprochen wurde. Mit der Idee von (fast) selbstorganisierten Lerngruppen werden wir im nächsten Jahr weitermachen. Gleichzeitig haben wir die WZB Hacks aber auch seit November etwas ausgedünnt. Von einem Rhythmus von zwei Wochen sind wir nun bei einem monatlichen WZB Hacks Termin.

Der Januar war auch der Startschuss für die Entwicklung einer Digitalstrategie für das WZB, die eher die organisationalen Aspekte als die forschende Arbeit in den Blick nimmt. Nach der Ermittlung von Themen, Werten und Haltungen habe ich im Januar damit begonnen, das alles in eine mehr oder weniger kohärente Form zu bringen. Inzwischen ist die Digitalstrategie intern in vielen Runden abgestimmt, verfeinert, hinterfragt, neu verfasst und veröffentlicht worden.

Im Nachhinein zeigt sich, dass ich einem ersten Impuls hätte nachgeben sollen: ausschließlich interne Moderation und Formung eines solchen Strategiepapiers, in dem verschiedenste Meinungen und Haltungen widergespiegelt werden sollen, war nicht immer hilfreich. Auch die Übersetzung in Maßnahmen, Priorisierungen, Zeitpläne wäre mit starker Begleitung auch stärker eingefordert und umgesetzt worden, denke ich. Viel gelernt habe ich in jedem Fall und auch die Strategie ist in einem Zustand, mit dem wir gut weiterarbeiten können.

Februar

Nicola Wessinghage hat im Februar ihre erste Folge für Hamburg hOERt ein HOOU moderiert, es ging um die Schule der Folgenlosigkeit. Dass wir seit diesem Jahr den Podcast meist abwechselnd und ab und zu gemeinsam moderieren, hat sich als echter Gewinn herausgestellt. Wir teilen uns die Arbeit auf, es kommen neue Blickwinkel hinzu und wir haben so auch die Chance, den Podcast weiterzuentwickeln und auszuformen. Diese Energie hatte ich vor diesem Jahr nicht und allein dafür ist es ein Gewinn, dass Nicola an Bord ist. Sie bereitet sich auch sehr viel akribischer vor als ich das mache. Nicht nur deswegen gibt es mir auch für die Moderation neue Impulse zur Weiterentwicklung. Der Podcast macht nun mehr Laune als noch vor einem Jahr und das neue Jahr kann kommen.

Ein anderer Podcast kam zu kurz: ganze zwei Folgen Feierabendbier Open Education haben Markus Deimann und ich in diesem Jahr aufgenommen, die erste im Februar. Mir fallen gleich mehrere Gründe für die geringe Feierabendbier-Dichte ein.

Wir haben beide weniger Zeit als noch zu Beginn dieses Podcastprojekts, haben beide in der letzten Zeit neue Jobs angefangen. Gleichzeitig hat sich bei mir im Lauf der Betrachtung und Analyse verschiedener Diskurse um offene Bildung, vor allem aber aufgrund der stetig wiederkehrenden dumpfen Debatten um Digitales und Bildung, Zynismus breitgemacht. Und es braucht vielleicht keinen regelmäßig erscheinenden Podcast, in dem ich die Projekte kommentiere, die in KI den Ersatz für überlegte Pädagogik, in der Blockchain den Ersatz für effiziente und sinnvolle Datenbanken oder in der Kommerzialisierung von Bildung, der sinnlosen Gegenüberstellung von Digital und Analog Sinn sehen während die grundlegenden Infrastrukturen funktionierender Bildung(systeme) weder technologisch, noch sozial, noch individuell Wertschätzung erfahren. Der Arbeit derer, die sich für sinnvolle Entwicklungen einsetzen, wird dadurch nicht einfacher. Ich suche also weiter nach einer konstruktiveren Perspektive, vielleicht ist das ja mal ein Vorsatz für das nächste Jahr.

März

Am WZB habe ich im März ein weiteres Format für gemeinsames Lernen und Austausch an den Start gebracht. In den WZB Studio Talks legen wir pro Staffel ein Thema fest, für 2021: hybride und online Events, und laden dazu interne und externe Gäst:innen ein, die verschiedene Erfahrungen mitbringen und so das Thema greifbarer und verhandelbarer machen sollen. Um es nicht zu vortragslastig werden zu lassen, haben wir bisher auf Interviews gesetzt, an denen meine Kolleg:innen live in der Videokonferenz teilnehmen konnten um auch selbst Fragen zu stellen. Die Aufzeichnung haben wir dann intern als Podcast ausgespielt. Insgesamt vier Gespräche haben wir in dieser Form geführt. Bevor wir uns hier einer neuen Staffel zuwenden, müssen wir noch einmal zurück in die Planung, mit Zielgruppen sprechen und Anpassungen vornehmen. Die Resonanz war nicht wirklich groß, auch wenn die Themen und Menschen durchaus relevant für die Arbeit am WZB waren. Erfahrungen mit ähnlichen Formaten würden mich sehr interessieren, immer her damit.

Ebenso im März wurde die Ausgabe “Von Computern und Menschen” der WZB Mitteilungenveröffentlicht. Ich habe einen Artikel beigetragen und mich damit durchaus schwer getan. Im Nachgang merke ich das dem Artikel auch an, bin unzufrieden und würde es gern besser und neu probieren. Naja, better done than perfect.

April

Ein running gag des Jahres, der sich bereits im März und April abzeichnete: die sich auf der Zielgeraden befindliche Digitalstrategie. Mehrfach im Lauf des Jahres dachte ich, dass wir es zu einem Stand der Strategie gebracht hätten, den wir als erste Version anerkennen und nutzen können, um Maßnahmen zu schärfen und Zeitpläne zu entwickeln. Und mehrfach wurde nachgearbeitet, sodass die Digitalstrategie dann erst zum letzten Quartal des Jahres intern kommuniziert werden konnte. Der Spruch, es gehe bei Strategiedokumenten mindestens genau so sehr um den Prozess wie um das Ergebnis, lässt sich hier wunderbar anwenden. Die Diskussionen und Beratungen haben zu einem stärkeren gemeinsamen Verständnis geführt, auch wenn die Aprilversion und die Septemberversion der Digitalstrategie sich inhaltlich kaum unterscheiden. Außerdem hat sich das WZB in den letzten 12 Monaten stark weiterentwickelt. Parallel zu dieser Entwicklung wurde Strategie, die für die nächsten Jahre gedacht ist, rechts und links von akuten und notwendigen Maßnahmen überholt und profitierte letztendlich auch einer Synchronisation mit diesen Entwicklungen.

Zwei weitere Themen nahmen im April am WZB langsam Fahrt auf: das Wissensmanagement und das Dokumentenmanagement. Dazu mehr in den Folgemonaten.

Einer meiner wenigen Konferenzbeiträge in 2021 war eine Session auf der OERxDomains21 zu Domain of One’s Own mit Katharina Schulz. Nach einer kurzen Präsentation haben wir gemeinsam mit Jim Groom über unser Projekt, die Hürden für Domain of One’s Own, aber auch die Vorzüge für (Hochschul-)Lehre gesprochen.

Im April startete das Media Lift Inkubator Programm in seine nächste Runde, für das ich wieder als Mentor angetreten bin. Die Welt, in der Start-ups über Marktanteile, Marketingstrategien und Vernetzung nachdenken um schnell ein Produkt oder Service weiterzuentwickeln, hat wenig mit der Welt am WZB zu tun, ist aber gerade deswegen ein angenehmer Check für mich persönlich. Zumindest eine Art von Anschlussfähigkeit an eine nicht öffentlich geförderte Welt zu erhalten, wäre angenehm.

Mai

Achtung, Selbstlob: wir hatten in diesem Jahr viele gute Projekte und Leute bei uns im Podcast Hamburg hOERt ein HOOU. Von Diversität in der Medienproduktion über machtkritische Bildung, interkulturelle Zusammenarbeit in Teams bis hin zur Verschränkung von AI und Kunst. Meine persönliche Lieblingsfolge kommt aber aus dem Mai: im Interview beschreibt Peter Tiedeken seinen Weg als ostfriesischer Dorfpunk, der erst in verschiedenen Bands spielt, dann mit einem Studium in Hamburg beginnt und immer stärker in der Arbeit aufgeht, Inklusion und Teilhabe in der Musik möglich zu machen. Seine Art über Inklusion in der Musik nachzudenken und zu sprechen, haben mir im Gespräch und im Nachgang geholfen, das Themenfeld besser zu verstehen und ich hoffe, es geht auch den Zuhörenden so.

Ein Teil der Frustration, die mich zu dem kleinen Rant im Februar-Eintrag dieser Notiz brachte, liegt an dem Prozess der OER-Strategie des Bundes (OER: Open Educational Resources, also frei lizenzierte und verwendbare Bildungsmaterialien), die im Mai 2021 Thema wurde.

Kurz zusammengefasst: die nun glücklicherweise vergangene “Große Koalition” hatte das Ziel, eine OER-Strategie zu entwickeln. Das Ziel hatte sie sich 2016 im Koalitionsvertrag verordnet. Zu der Zeit gab es noch vom Bund geförderter Projekte wie OER Info, hier wären Netzwerke und Akteur:innen vorhanden gewesen, die ohne Zweifel Lust und Ressourcen gehabt hätten, eine ordentliche Strategie zu beraten und zu entwickeln. Es kam aber anders. OER Info lief als Projekt aus, wurde nicht verlängert. Nach dem Auslaufen des Projekts, über vier Jahre nach Unterschrift des Koalitionsvertrags, schreibt das BMBF verschiedene Akteur:innen im Feld von OER an, sie mögen Stellungnahmen zu einer möglichen OER-Strategie abgeben. Darunter auch Markus Deimann, mein Podcast-Kompagnon und ich. Hier im Podcast besprechen wir das auch. Die Fragen, auf die Stellung sich bezogen werden soll, sind von einer inhaltlichen Qualität, die keinen anderen Schluss zulässt als: da hat jemand kein einziges Papier zum Thema gelesen, nicht einmal die Papiere, die das BMBF selbst mit viel Geld gefördert hat. Dennoch beantworten viele aus den OER Communities die Fragen, erklären, zeigen Widersprüche auf und machen sich, oft in ihrer Freizeit, diese Mühe. Das Ergebnis: intransparent und zweifelhaft. Vielleicht liegt irgendwo ein Entwurf für eine OER Strategie in einer Schublade im BMBF. In den Policies für Bildung, z.B. in der Strategie für eine nationale Bildungsplattform, ist der Einfluss einer solchen Strategie aber nicht zu erkennen. Großer Respekt an alle, die in diesen Prozessen weiterhin mitmischen, ohne in Anbetracht der Verschwendung von Geld, Vertrauen und Kompetenz zu verbittern.

Was im Mai noch geschah: ich wurde zur E-Learning Konferenz der FH Bielefeld eingladen und durfe eine der Keynotes halten. Die international ausgerichtete Konferenz fand natürlich online statt und deswegen ist das Recording meiner Keynote auch direkt online abrufbar gewesen.

Juni

Im Juni haben wir am WZB einen internen Online-Kurs produziert und veröffentlicht. Das Ziel: alle am WZB sollen sich die Nutzung der Nextcloud, und damit auch die Arbeit im Browser, selbst aneignen können. Der Kurs kam gut an, führt aber natürlich auch gleichzeitig in der Breite das Format von Online-Kursen ein. Auch das ist ungewohnt und die Vorurteile, dass Online-Formate per se minderwertig im Vergleich zu “echten” Fortbildungen seien, halten sich. Das wird noch Zeit brauchen.

Im Juni habe ich einen der Podcast Workshops im Weiterbildungszentrum der FU Berlin angeboten. Wie in anderen Podcast Workshops auch hat sich die Zweiteilung der Online Formate bewährt: zwei Termine à ca. 3 Stunden, einer etwas Grundlagen-lastiger, der andere eher mit Blick in Richtung Konzeption. Das funktioniert gut und wird nicht langweilig, weil die entstehenden Podcast-Konzepte später auch oft zu Podcasts werden.

Für unser Wissensmanagement am WZB haben wir uns im Juni erstmals intensiver mit der Software BlueSpice befasst. Basierend auf MediaWiki, aber mit Tweaks für Wissensmanagement in Organisationen, scheint BlueSpice viel von dem zu bieten, was wir am WZB brauchen: Zweisprachigkeit, Zugänglichkeit, Import und Export, aber auch die Möglichkeit, Anpassungen vorzunehmen. Wir haben mit einer ersten Testinstallation begonnen und werden das nun in 2022 ausbauen.

Juli

Der Juli wurde beruflich ruhiger, damit bot sich dann auch die Möglichkeit, meine Selbstorganisationanzugehen. Am WZB fehlte mir bis Juni ein Tool für Notizen und Evernote, OneNote und die anderen üblichen verdächtigen haben mich in der Vergangenheit enttäuscht, auch weil sie mit starken Lock-In Effekten daherkommen und ich so nur schwer oder entgegen den Regeln private und berufliche Notizen (der Unterschied ist mir selbst oft nicht klar), Notizen aus selbstständig verfolgten Projekten und denen aus vergangenen Jobs unter einen Hut bringen konnte. Ich brauchte also ein Tool, das ein universell nutzbares Dateiformat zur Grundlage hat, und habe mich für Obsidian entschieden. Hier lege ich Notizen in Markdown an, die ich immer und auf jedem Gerät werde öffnen können. Die Notizen werden von Obsidian miteinander in Beziehung gesetzt, Links entstehen. Davon abgesehen ist das aber einfach nur ein guter Markdown Editor, in dem ich Notizen verwalte. Genau was ich brauche, und bisher bin ich ziemlich zufrieden. Noch besser wäre es, wenn eine Kultur des Teilens von Markdown-Notozen entstehen würde, aber da sind wir noch lange nicht.

August & September

Die Digitalstrategie nahm im Sptäsommer wieder Fahrt auf. Letzte Änderungen, eine Vorstellung in größeren Runden am WZB, weiteres Feedback und im September stand dann ein Dokument mit ca. 8 Seiten, in dem übergeordnete Leitlinien und Haltungen ebenso sichtbar waren wie erste Maßnahmen.

Das Projekt zum Dokumentenmanagement konkretisierte sich hier auch: erste Anforderungen, Marktsondierung und interne Workshops für ein gemeinsames Verständnis haben das Bild für Prozesse am WZB geschärft. Das interne Prozessmapping und das explizite, gemeinsame Nachdenken über die Abläufe am WZB sind intendierte Nebeneffekte, vielleicht auch Haupteffekte, eines Dokumentenmanagements. Im Lauf des restlichen Jahres haben wir uns hier immer weiter eingearbeitet, aber auch einen Großteil der Zeit auf die Details der Vergabe und ihrer Vorbereitung gelegt. Bei aller Bürokratie hilft das, klar und genau zu definieren, was wir von Dokumentenmanagement und Prozessflows am WZB erwarten möchten.

Im Rückblick auf den Spätsommer und die Zeit davor bleibt der Eindruck, dass ich überlastet war. Energie hat gefehlt, zu viele Dinge liefen parallel. Dass ich zum ersten Mal eine Monatsnotiz für zwei Monate schrieb, ist ein ganz guter Indikator.

Oktober

September und Oktober war auch die Zeit für den Jahresurlaub in Portugal. Das hätte früher kommen können.

Im Oktober habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit eine Fortbildung besucht und die ITIL 4 Foundation abgeschlossen. Wenig spektakulär, in der Foundation ja auch eher ein Auswendiglernen als ein Aneignen, aber sicher hilfreich um gemeinsam mit der IT am WZB weiterzuarbeiten. Die Arbeit am Dokumentenmanagement ging vorwärts, parallel viele eher kleinteilige aber aufwendige und spontane neue Anfragen und Anforderungen, die allesamt (noch) nicht reif für eine Veröffentlichung sind.

November

Neben mehreren Podcast-Workshops war der November auch am WZB intensiv. Das Konzept für strategisches Wissensmanagement am WZB hat sich konkretisiert, Ressourcen und ein Zeitplan wurden vereinbart und wir haben auch in größeren internen Runden beschrieben, was ein Wissensmanagement für verschiedene Menschen am WZB an Vorteilen bringen kann. Insgesamt eine gute Basis für die kommenenden Jahre, in denen wir vieles konkretiseren müssen und in denen auch viel Kommunikationsarbeit zu leisten sein wird.

Ebenso im November fand die Veranstaltung digital + souverän in der Landesvertretung Schleswig-Holstein statt. Hier wurden verschiedenen Open Source Projekte für die Verwaltung vorgestellt, Strategien für Länder und Bund beschrieben. Fast immer war eins der Buzzwords, mit dem die Motivation und Begründung erklärt wurde, das der Digitalen Souveränität. An dem Begriff der Digitalen Souveränität reiben sich derzeit einige, gerade in Bezug auf Territorien und Staaten. Das ist nachvollziehbar, digitale Handlungsfähigkeit sollte nicht mit nationalen Interessen verknüpft werden und so zu denken wirkt rückwärtsgewandt, zudem nicht sachgerecht weil die Vergangenheit nun mal eindrucksvoll zeigt, dass sich Digitales nur schwerlich an Ländergrenzen hält. In Bezug auf Organisationen wie das WZB wiederum bietet der Begriff vielleicht die Möglichkeit, eine handlungsfähige und von Internetkonzernen alleinig unabhängige Idee zu bilden. Jenseits von Features und Usability sind gerade öffentliche Organisationen in der Pflicht, Strategien für unabhängiges Arbeiten zu entwickeln und hier können manche Argumente aus dem Feld der Digitalen Souveränität herhalten.

Dezember

Mein Eindruck war, dass der Dezember in diesem Jahr besonders von dem Ethos des beruflichen Jahresendspurts geprägt war. Auch am WZB wollten wir das Teilprojekt zum Dokumentenmanagement abschließen und schaffen das nun erst im Januar. Dennoch war der Monat voll mit kleinen und großen Projekten.

Gerade im Dezember war ich aber auch wieder zu nah an der Belastungsgrenze. Eigentlich habe ich keine Vorsätze für das nächste Jahr, aber wenn es einer in die Top 3 schafft, dann der, meine Arbeit an meine Leistungsfähigkeit in einer Pandemie, in einem fordernden Job und unter vielen Veränderungen anzupassen.

Dazu gehört auch, dass ich noch weniger Energie aufbringen werde, mich mit Corona-Leugner:innen zu beschäftigen. Wer mich davon überzeugen möchten, dass die Pandemie mit ihren Toten, mit der Überlastung des Gesundheitssystems, mit der scheiternden Bildungspolitik, mit der konstanten Überforderungen und Unterfinanzierung vieler essenzieller gesellschaftlicher Bereiche und der Überlastung vieler Einzelner nur ein Hoax ist, wer glaubt, das sei alles eine große Verschwörung, hat in meinem Leben keinen Platz – weder beruflich, noch privat. Ich nehme aber alle, die der Erzählung einer großen Weltverschwörung absagen möchten, nach Einsicht gern wieder in meine Kontaktbücher auf. You know who you are.

 

Beitragsbild von Nora Perseke unter CC-BY 4.0

2 Comments

  1. Jetzt antworte ich mal direkt hier unter deinem Jahresrückblick, Christian. Zu unserem nun gemeinsamen Podcast und deinem schönen Satz: “Dass wir seit diesem Jahr den Podcast meist abwechselnd und ab und zu gemeinsam moderieren, hat sich als echter Gewinn herausgestellt.” – das kann ich nur bestätigen. Ich finde den Austausch untereinander mindestens genauso spannend wie die Interviews und die Produktion selbst. Und wie gut, dass aus dem für mich so hilfreichen und produktiven Podcast-Coaching im nun vorvergangenen Jahr eine weitere und kontinuierliche Zusammenarbeit entstanden ist. Spannend auch zu lesen, was dich das ganze Jahr so beschäftigt hat: beachtlich viel, in viel kleinerem Umfang beschäftigt uns das bei der Arbeit auch. Dürfen wir dich ausleihen? Für das Format Monatsnotiz bin ich dir übrigens auch sehr dankbar. Seit ich es von dir für mich adaptiert habe, ist es nun ein schönes Ritual geworden, einmal im Monat zurückzublicken. Hut ab, dass du im Dezember noch mal das ganze Jahr geschafft hast!

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    1. Mich auszuleihen ist an sich natürlich kein Problem, time permitting. Und dass sich das so aus dem Podcast Coaching entwickelt hat, ist wirklich eine schöne Sache. Deine Monatsnotizen lese ich gern, schon anders im Fokus, aber gerade deswegen interessant zu lesen was bei Dir los ist. Das Ritual möchte ich auch nicht mehr aufgeben, allein schon weil es mich zwingt regelmäßig etwas aufzuschreiben.

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