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Monatsnotiz: Januar 2024

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze Zusammenfassung meines Monats meiner letzten Monate.

Im letzten Jahr habe ich den Schwung verloren: Drei Monatsnotizen in 12 Monaten. Die Elternzeit und das nahende Ende meines Gigs am WZB hatten sicher damit zu tun. In diesem Jahr wird sich das ändern. Der Schwung kommt zurück. Denke ich.

Ende des Jahres 2023 habe ich meine Stelle als Digital Officer / Digitalisierungsbeauftragter am WZB verlassen. Über drei Jahre, in denen viel passiert ist: wir haben eine Digitalstrategie entwickelt, Hilfestellungen für mobiles und hybrides Arbeiten in der Verwaltung gegeben, mit Nextcloud, Zoom und anderen Tools die Arbeitsumgebung der Mitarbeitenden erneuert, einen Online-Kurs konzipiert und umgesetzt, mit dem sich alle am WZB diese neue Arbeitsumgebung aneignen können. Ein interner Blog ist gewachsen und ein interner Podcast zu digitalen und hybriden Veranstaltungen hat interne Expertise zum Thema sichtbar gemacht. Eine Betriebsvereinbarung für digitale Zusammenarbeit ist entstanden, wir haben die Beschaffungsstrategie von Client Hardware an die neuen Gegebenheiten angepasst, interne Prozesse erhoben und uns auf eine gemeinsame Sprache und Logik der Erhebung von Prozessen geeinigt. Die Ausschreibung für ein Dokumentenmanagement, das die (Verwaltungs-)Arbeit am WZB von Grund auf ändern und erleichtern wird, ist auch auf den Weg gebracht. Zum Ende hin war ich für gut sieben Monate in Elternzeit und am Ende des letzten Jahres meinte eine Kollegin nachdenklich, es sei nun vielleicht gut, den Staffelstab zu übergeben. Das sehe ich auch so. Ich war am Ende der Zeit am WZB sehr viel matter als zu Beginn.

Seit Herbst 2023 war ich, nicht unerwartet, oft krank. Erreger und Keime, meist aus der Kita eingeschleppt, treffen ins Schwarze. Nicht nur bei mir, auch bei den Erzieher*innen – was in Kombination mit allgemeinem Personalmangel wiederum dazu führt, dass sich die Betreuungssituation als nicht belastbar darstellt. Das nimmt mehr Raum ein als ich vorab schon befürchtet hatte. Aber der Frühling kommt bald und damit liegt der erste Kita-Winter endlich hinter uns.

Für den Januar hatte ich das Ziel durchzuatmen, Alltagsdinge geregelt zu bekommen und vielleicht die eine oder andere Einheit aus meiner Ausbildung in der Organisationsberatung nachzuholen. Auch im Januar waren natürlich wieder Krankheitstage dabei – umso besser, dass nicht direkt ein neuer Job anstand.

Viele Leseempfehlungen sind daraus nicht entstanden, aber ein paar lasse ich doch hier:

Leseempfehlungen

“It’s not possible to be anti-fascist without being feminist”

Gerade vor dem Hintergrund der im Januar veröffentlichten Correctiv-Recherche zu dem Netzwerktreffen der neuen Rechten hat dieses Interview mit Ewa Majewska viele interessante Punkte getroffen. Eine Leseempfehlung.

“And this is also where I think our anti-fascism has to be feminist, because we need to understand that it’s not heroic, it’s not this “hero on a horse” that is going to save us, it is most often those who provide care and maintenance who allow social movements to go on. We’re not getting a Messiah of any kind. We are actually doomed to be collaborative, to be able to maintain our structures, to be able not to kick out everything just because somebody said something we didn’t like.”

Kombinieren lässt sich dieses Zitat für mich gut mit einer Passage im Podcast “Die Neuen Zwanziger”, in dem die beiden Hosts Bezug auf ein Tagesschau Interview mit Matthias Quent nehmen, hier der Link zu der Stelle im Podcast.

Kurz zusammengefasst: die Demonstrationen für Vielfalt und Demokratie und gegen Rechts, die im Kontext der Recherche in vielen Städten stattfinden, sollten ohne Politiker*innen und Regierungsparteien auskommen und sich einer Vereinnahmung durch diese möglichst erwehren. Die Aufgabe der Politik ist es, Politik zu machen, sie ist Adressatin der Demos. Die Demos entfalten ihre Wirkung, wenn sie die Politik adressieren, aus einer vielfältigen Gesellschaft heraus. Das können sie besser und glaubhafter, wenn diejenigen, die sie adressieren, nicht auf der Redner*innenliste stehen und dort so tun, als hätten sie nie “härter und schneller abschieben” gesagt und somit Narrative der Faschos gestärkt.

Virtual Meeting Fatigue

Virtual Meeting Fatigue oder auch Zoom Fatigue war gerade im ersten Jahr der Pandemie oft Gesprächsgegenstand. In diesem Paper kommen die Autorinnen zum Schluss, dass die fehlende Stimulation in online Meetings der Grund für Ermüdung und Erschöpfung sind, und nicht die Überforderung oder Überanstrengung der Teilnehmenden. Für diejenigen, die sich schon länger mit der Frage befassen, wie sich gute online Meetings und Workshops organisieren lassen, intuitiv vielleicht keine Neuigkeit, aber dennoch schön, es hier einmal in einer wissenschaftlichen Studie und Versuchsanordnung lesen zu können.
Ein gutes online Meeting sollte Teilnehmende stimulieren und anregen (wie jedes andere Meeting auch) – ein guter Merksatz für alle Meeting-Moderator*innen, gerade weil die Woche dann doch aus zu vielen online Meetings besteht, die diese Weisheit ignorieren.

Die Kunst des Konflikts

Disclaimer: ich empfehle “Die Kunst des Konflikts” von Klaus Eidenschink, obwohl ich es noch nicht komplett gelesen habe.

Viele Konfliktratgeber arbeiten auf eine Konfliktvermeidung hin oder empfehlen, den Ursachen des Konflikts auf die Spur zu gehen. Eidenschink widerspricht in seinem Buch und beschreibt wie Konflikte als eigenes System von den Handlungen ihrer Beteiligten genährt und weitergeführt werden, wie sich Konflikte letztendlich selbst erhalten und z.B. eine Ursachenforschung dem Konflikt sogar gut tut, ihn weiter entfacht. Und er macht den Punkt, dass es eben auch sinnvoll sein kann, in den Konflikt zu gehen und nicht nur Vermeidungs- und Glättungsstrategien zu fahren. So weit bis hier hin, mehr dann wenn ich weiter gelesen habe.

Hörempfehlungen

Das Podjournal

Hier im Blog schon mindestens einmal erwähnt: das Podjournal von Podcaster und Journalist Joern Schaar ist eine große Hörempfehlung für alle Podcast-Interessierten. Kurz und knapp die wichtigsten Neuigkeiten für alle, die Podcasts selbst aufnehmen, produzieren und veröffentlichen.

Embrace the Suck

This American Life ist für viele der Einstieg in das Hören von Podcasts gewesen. In “Embrace the Suck” dreht es sich darum, wie verschieden Menschen mit Verzweiflung und Frustration umgehen. Klingt düster, ist aber oft zum Lachen.

Freiheit Deluxe: Richard C. Schneider – “Draußen ist immer Gefahr”

Einer der (meist) deutschsprachigen Interview-Podcasts, den ich regelmäßig empfehle, ist Freiheit Deluxe. Diese Folge, veröffentlicht gut 1 Monat nach dem 07. Oktober 2023, mit Richard C. Schneider schafft den Spagat von persönlicher Erinnerung, Erzählung und Geschichte und politischer und historischer Einordnung des so lange andauernden Konflikts in Israel und Palästina. Ein Gespräch, das mir lange in Erinnerung geblieben ist.

Was kommt als Nächstes?

Im Februar, diese Notiz entsteht am 03.02., habe ich einen neuen Job angetreten. Ich bin nun Teil von Mann beißt Hund und freue mich auf ein neues Team, neue und teils ungewohnte Aufgaben, und die bevorstehenden Erfahrungen. Mehr dazu dann sicher in der nächsten Monatsnotiz.

Das Header Image (Christian Friedrich, CC0) sagt vielleicht auch mehr über New Work aus als so mancher Interview-Podcast zum Thema.

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