Monatsnotiz Mai und Juni 2022

Monatsnotiz (Substantiv, feminin): eine kurze monatliche Zusammenfassung der Dinge, an denen ich arbeite.

Diese Monatsnotiz hat die (un)dankbare Aufgabe, auf zwei Monate zurückzublicken.

Lernen

Lernen ist Arbeit und Arbeit ist Lernen. Etwas zu nah an einer Plattitüde als mir lieb ist, aber für die letzten Monate zutreffend. In den letzten acht Wochen habe ich gelernt und, BRD’s gonna BRD, auch Zertifikate eingesammelt. Ich bin nun

Der Reihe nach: Brandschutzhelfer*in werden ist nicht schwer. Die initiale Qualität von Branschutzhelfer*innen liegt darin, sich nicht schnell genug wegzuducken, wenn gefragt wird, wer das denn für den jeweiligen Flur / die Etage mal machen könne. Am WZB folgt daraufhin eine theoretische Schulung durch Externe (in meinem Fall: PowerPoint Karaoke in Zoom) sowie eine praktische Prüfung mit verschiedenen Feuerlöschern. Im Anschluss dann eine Gebäudebegehung, bei der auch der Treppensteiger zum Probeeinsatz kommt. Wer sich für 5-10 Minuten in teils schönen, teils schaurigen Prospektbildern und Demo-Videos verlieren möchte, möge “Treppensteiger” in die Suchmaschine des Vertrauens eingeben.

Certified Scrum Master zu werden, ist etwas aufwendiger. In meinem Fall bestand die Hauptarbeit darin, eine dreitägige Schulung bei Agile.Coach zu besuchen und im Anschluss einen Online-Test zu bestehen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, sich im Selbststudium Wissenswertes und weniger Wissenswertes zu Scrum anzueignen und dann einen etwas anspruchsvolleren Test bei scrum.org zu absolvieren. Der von mir gewählte Weg hat sich als goldrichtig herausgestellt: Guter Workshop mit der Möglichkeit, eigene Vorbehalte und Distanzen zum Thema zu überwinden, Scrum anzuwenden, zu probieren und zu besprechen. Angeleitet von einem merklich qualifizierten und angenehm zielorientiertem Trainer und in einer Gruppe, die in ihrer Zusammensetzung heterogener war als vorab befürchtet.

Ende Juni dann die Weiterbildung zu Camunda und BPMN 2.0. Um am WZB zu einer gemeinsamen Sprache für Prozessbeschreibungen zu kommen, haben wir für eine erste Gruppe von 10-12 Menschen eine interne Schulung organisiert. Auch hier: viel ausprobieren anhand eigener Prozesse, etwas Theorie und viel mehr Praxis. Das war eine gute Mischung und insbesondere das Konzept, relativ früh mit eigenen Prozessen zu arbeiten, kann ich sehr empfehlen.

Die Ausbildung in der systemischen Organisationsberatung ist weiterhin gleichermaßen fordernd und interessant:

Im Mai lag der Fokus auf dem Verstehen von Organisationen. Also nicht die Analyse von Prozesseffizienz, Kennzahlen, Rollenbeschreibungen und Führungsverständnissen. Viel mehr ging es um das Verständnis für die Textur einer Organisation, die Beobachtung von Artefakten und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder und die möglichen Rückschlüsse auf ihre Werte und Grundannahmen. Drei vollgepackte Tage mit vielen angerissenen und andiskutierten Theorien, Übungen, Reflexion und etwas Praxis.

Im Juni dann das Augenmerk auf die Frage, wie wir Organisationen in Bewegung versetzen können. Was sich hier bei mir (hoffentlich) festsetzen wird: ein Blick auf die Ressourcen der Organisation, also auf Alles, das dazu beiträgt, dass die Organisation bis zu dem Punkt der Betrachtung ja erfolgreich Bestand hatte. Hier liegen Schlüssel, um Bewegung auszulösen und als interne*r sowie als externe*r Berater*in fällt es dennoch viel leichter, sich auf Ändernswertes zu konzentrieren.

Lehren

Im Mai und Juni hatte ich auch vielfach Gelegenheit, als Lehrender aufzutreten. An der Uni Siegen und der HAW Hamburg habe ich je einen Podcast Workshop vor Ort gegeben. In beiden Fällen mit der Hochschullehre im Blick, an der HAW noch angereichert um den Blick auf Wissenschaftskommunikation. Großer Spaß, denn in beiden Workshops war wieder einmal zu erkennen, dass Podcasts entstehen werden.

So auch in dem Online-Workshop, den ich im Auftrag des Weiterbildungszentrums der FU Berlin für Angehörige von Bibliotheken angeleitet habe. Wenn sich hier auch nur 1-2 Podcasts durchsetzen und trotz organisationaler und budgetärer Einschränkungen das Licht des RSS-Feeds entdecken, steigert das die Freude über einen ohnehin schon vielversprechenden Workshop.

In den letzten Wochen wanderte der Blick auch in das Jahr 2023 und die Programme der Weiterbildungseinrichtungen. There’s more to come.

Am WZB habe ich gemeinsam mit einer geschätzten Kollegin aus der Abteilung Kommunikation einen kurzen Online-Workshop ausprobiert.

Thema: Besser schreiben in der Verwaltung. Die Renovierung und Weiterentwicklung unseres Wissensmanagements hat die Aufmerksamkeit auch in Richtung unserer Texte und Beschreibungen gelenkt. Und das sonst recht ungelenke Thema der Reisekostenabrechnung kann, allein schon wegen seiner Verankerung im BRKG, jede Aufmöbelung gebrauchen. Das erste Feedback war gut und wir müssen nun darauf achten, dass Erlerntes nicht durch Gewohntes verdrängt wird.

Podcasts

Drei kurze Podcast-Empfehlungen habe ich.

Zuerst: Rough Translation von NPR (englischsprachig), und zwar die Sonderserie @Work, in der das Team tiefe Einblicke in die Welt der Arbeit in verschiedenen Kulturen liefert. Vom Scheitern, der Illegalität Angestellte nach Feierabend zu kontaktieren, Lunch-Kultur und Überarbeitung. Große Empfehlung!

Dann: Schwarz Rot Blut, ein Podcast von COSMO, zumindest in meinem Dunstkreis auch schon mehrfach weitergereicht und empfohlen. Nicht abschrecken lassen von dem True Crime Label, der Podcast ist trotzdem gut. Mitreißend ohne reißerisch zu erzählen, gut recherchiert zu einem Thema, das in Deutschland nach wie vor unterbelichtet ist.

Außerdem: Let’s Talk Climate Action! – hier durfte ich im Lauf des letzten Jahres bei der Konzeption und der Produktion rumschlaumeiern und mit dem Team an der Idee des Podcasts arbeiten. Der Trailer ist seit ein paar Wochen online und, wenn ich das richtig sehe (hoffentlich), holt das Team um den Podcast gerade tief Luft um dann einen gut gemachten Podcast zur Klimakrise und ihrem Verhältnis zu public health rauszuhauen.

Stolpersteine

Auf dem Gehweg vor dem Haus, in dem ich wohne, wurden im Juni Stolpersteine verlegt. In einer der Wohnungen meiner Nachbar*innen, vielleicht auch in meiner, wohnte Famile Abrahamsohn.

Fünf Stolpersteine, im Gehweg verlegt, für Mitglieder der Familie Abrahamsohn

Stolpersteine in Berlin Wilmersdorf, Holsteinische Straße

Ich habe es leider nicht geschafft, die Verlegung zu besuchen. Zu kurz vorab kam die Ankündigung. Schön aber war zu beobachten, wie sich direkt im Anschluss an die Verlegung und auch über die folgenden Tage Passant*innen, Kinder mit ihren Eltern teils recht lange von den Stolpersteinen aus dem Tritt bringen ließen, die Steine genauer studierten und sich über sie unterhielten. Zumindest hier wurde das Projektziel also erreicht. Wer einen Online-Stolperstein sucht: das Museum Auschwitz-Birkenau bzw. sein Twitter Account sind eine Folgeempfehlung, die regelmäßig Stolpersteine in meinen Twitter Feed verlegt.

 

Header Image “Unwetter” von Christian Friedrich unter CC-Zero.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *